Für Deutschsprachige sind Finnland und die skandinavischen Länder allgemein kulturell recht ähnlich, und es gibt keine großen Faux-Pas, vor denen man sich unbedingt hüten sollte. So wird etwa auf die Pünktlichkeit genauso viel Wert gelegt als in Deutschland. Allerdings existieren einige praktische Gegebenheiten, die Sie berücksichtigen sollten, wenn Sie im hohen Norden arbeitende Menschen kontaktieren.

Mittagspause beginnt früh
Der Arbeitstag beginnt in der Regel relativ früh, oft schon vor 8:00 Uhr. Um 11:00 Uhr haben viele schon Hunger und verabschieden sich in die Mittagspause. Diese wird typischerweise in einer firmeneigenen Kantine oder in einem informellen Mittagsrestaurant eingenommen. Auf eine gesunde Ernährung wird großer Wert gelegt, selbst in Industriebetrieben. Alkohol während des Arbeitstages gilt als Tabu. Wenn Sie finnische Beschäftigte erreichen wollen, berücksichtigen Sie neben der früheren Mittagspause auch den Zeitunterschied von +1 CET. Die beste Zeit, finnische Kollegen und Kundschaft zu erreichen ist daher vormittags von 8:00 bis 10:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit oder ab 12:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit.
Winter stellt eigene Ansprüche
Der Klimawandel beschert Europa warme, beinahe sommerliche Winter. Ganz Europa? Nein, denn in Nordeuropa ist die Wirkung anders: die Regenmengen sind größer, und da die Temperaturen von den durchschnittlichen – 4° in Südfinnland auf 0° herum gestiegen sind, bedeutet das spiegelglatte Straßen. Beachten Sie die anspruchsvollen Straßenverhältnisse, wenn Sie im Winter in Finnland unterwegs sind.

Homeoffice nach wie vor hoch im Kurs
Auch wenn die Pandemie offiziell vorbei ist, bleibt das Homeoffice nach wie vor beliebt. Ende 2023 gaben etwa 40 Prozent der Beschäftigten an, zumindest gelegentlich Homeoffice zu machen. Spontane, unangekündigte Besuche vor Ort sind daher nicht empfehlenswert: es könnte sein, dass Sie ein beinahe menschenleeres Büro vorfinden.
Informalität und flache Hierarchien
Die nordischen Länder sind generell von flachen Hierarchien geprägt. Eine gemeinsame Kaffeepause mit der ganzen Belegschaft ist in vielen Betrieben eine tägliche Routine. Das Kaffeekochen übernimmt keineswegs immer der- oder diejenige in der untersten Gehaltsklasse, sondern wer als erster in der Kaffeeküche ankommt. Das Duzen ist eine Selbstverständlichkeit, und auch Betriebsfremde werden mit dem Vornamen angesprochen, sobald es zu einem persönlichen Kontakt kommt.
Kurze und bündige Kommunikation
Die Mehrheit der jüngeren und mittleren Arbeitnehmergeneration ist in der Lage, fließend auf Englisch zu kommunizieren. Der Kommunikationsstil ist allerdings sehr oft typisch finnisch, mit kurzen, prägnanten Inhalten und ohne Höflichkeitsfloskeln und Small Talk. In Geschäftsbriefen und E-Mails fehlt oft die Anrede ganz. Das sollten Sie nicht als Unhöflichkeit auslegen, denn auch Behörden schicken ihre Briefe ohne eine Anrede.