Unzufriedenheit mit der Übersetzung: woran kann es liegen?

Ist die Übersetzung falsch oder nur unpassend?

Bei Übersetzungen gilt generell: je weniger man merkt, dass ein Text eine Übersetzung ist, desto besser ist die Übersetzung gelungen. Da aber Übersetzungen Dienstleistungen von Menschen für Menschen sind, lässt es sich nie völlig vermeiden, dass der Kunde mit der gelieferten Übersetzung unzufrieden ist. Die Gründe dafür sind vielfältiger als man denkt.

Die Schwierigkeit bei der Bewertung der Qualität einer Übersetzung ist das Fehlen einer einheitlichen Bewertungsskala. Es lässt sich also nicht allgemeingültig sagen, dass eine Übersetzung eindeutig die Note 1 und eine andere die Note 3 wert ist. Der Leser kann außerdem kaum wissen, inwieweit Unklarheiten im Text auf die Übersetzung zurückzuführen und inwieweit sie schon in den Schwächen des Ausgangstextes begründet sind. Zwar ist die Klärung und Neuformulierung von unklaren Stellen eine Aufgabe, die ein professioneller Übersetzer standardmäßig übernimmt, aber auch hier gibt es Grenzen. Wenn der Auftrag beispielsweise die Übersetzung einer Excel-Tabelle beinhaltet, kann der Übersetzer nicht dafür verantwortlich gemacht werden, dass die Übersetzung zusammenhanglos wirkt.

Sagen Sie, was Sie stört

Das gilt für alle Branchen und Dienstleistungen: je präziser die Kritik, desto schneller kann man das Problem lösen. Vage Aussagen wie „Die Übersetzung war nicht gut“ oder „Wir konnten mit der Übersetzung nichts anfangen“ sind oft ein Zeichen dafür, dass der Übermittler vom Feedback auch selbst nicht weiß, was die Leser stört. Es kann natürlich schlicht und einfach am falschen Übersetzungspartner liegen: es wurde eine Übersetzungsagentur beauftragt, die aus Kostengründen den billigsten verfügbaren Übersetzer, ohne Rücksicht auf dessen Qualifikationen, ausgewählt oder den Text gar einer Maschine überlassen hat. Bei einem seriösen Dienstleister, der Wert auf Qualitätsarbeit legt, geht es aber bei dem oben genannten Feedback oft um andere Dinge als dass die Übersetzung wirklich voller Fehler wäre.

Kulturelle Unterschiede

Kulturelle und regionale Unterschiede gehören zum Alltag eines Exportunternehmens. Die tägliche Arbeit wird zwar von unternehmensinternen Leitlinien und Praktiken bestimmt, aber kleine und größere Unterschiede können dort auftauchen, wo man es am wenigsten erwartet hätte. Ein alltägliches Beispiel sind Webformulare für Anfragen und Bestellungen. Diese enthalten als Pflichtfeld häufig die Anrede „Herr“ oder „Frau“. In Österreich erwartet man aber, dass man auch den akademischen Titel mit eingegeben kann. In den skandinavischen Ländern wiederum ist, wenn überhaupt, nur die Anrede mit dem Vor- und Nachnamen üblich. Wenn also die Anrede auf Biegen und Brechen ins Finnische, Schwedische oder Norwegische übersetzt wird, löst dies beim Leser Befremden aus. Oft aber hat der Übersetzer gar keine andere Möglichkeit gehabt. Das beauftragte Übersetzungsbüro hat vielleicht die Übersetzung in 30 Sprachen gleichzeitig abgewickelt, und für sprachspezifische Sonderlösungen ist dabei kein Platz gewesen.

Die Lösung: in diesem Fall wäre eine weitergehende Lokalisierung angebracht. Bei einem kompetenten Sprachdienstleister sollte sich der Auftraggeber auf dessen Fachkenntnisse verlassen und gegebenenfalls strukturelle Änderungen zulassen. Dies erfordert natürlich etwas mehr Aufwand von beiden Seiten, ist aber nötig, um eine funktionierende Übersetzung zu erhalten.

Unternehmensspezifischer Sprachstil

Wenn Mitarbeiter einer Auslandsniederlassung die Übersetzung mit „so sagt man bei uns nicht“ kritisieren, kann es daran liegen, dass sie sich in der Tat nicht so ausdrücken. Es ist durchaus möglich, dass das Maschinenbauunternehmen A vom „Button“ spricht, während der Maschinenbauer B überzeugt ist, dass nur die „Taste“ richtig ist.

Das Schlagwort hier ist Briefing. Denn ein externer Übersetzer kann ohne eine angemessene Vorbereitung unmöglich wissen, welche Termini die Zielleser lesen sollen. Vor allem, wenn diese Begriffe nicht zum allgemeinen Wortschatz gehören. Im Idealfall sind die Fachtermini in einem Glossar, also in einer kommentierten Wortliste, zusammengefasst. Ältere Handbücher, Bedienungsanleitungen und Firmenbroschüren sind auch eine gute Übersetzungshilfe. Am allerbesten ist es jedoch, wenn stets derselbe Übersetzer mit der Übersetzung beauftragt wird. Der Übersetzer ist dann mit dem Produkt vertraut, und der Kunde erhält einheitliche Übersetzungen.

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